Samstag, 2. Mai 2020, von staromat

Mein Leben in Platten – Teil 2

Eine Kindheit kann noch so prächtig sein, irgendwann müssen wir da alle raus. Playmobil, Ringgi-und-Zoffi-Bücher und Matchbox-Autos werden ersetzt durch Computer, Stephen-King-Romane und richtige Autos. Wie aber sieht das in der Musik aus?

Wir schreiben das Jahr 1983 und in einem Dorf im Furttal, das immer gerne eine Stadt gewesen wäre, bemerkt ein kleiner Junge, dass seine unbeschwerte Kindheit langsam aber sicher dem Ende entgegen geht. Um die bevorstehenden Veränderungen hinauszuschieben, entscheidet sich Klein Staromat, vor dem definitiven Einschlag der Pubertät noch ein paar Zwischenjahre einzulegen.

Die allererste Ablösung vom Elternhaus leitete ich jedoch präventiv schon mal ein – mit der Musik. Hörte ich bis anhin begeistert und fasziniert die Alben meiner Eltern (Juliane Werding, Nana Mouskouri, Bill Ramsey und Co. könnte ich heute noch verknuddeln), so wurde mir mit ungefähr 10 Jahren bewusst, dass es auch erlaubt und möglich ist, eigene Musik zu entdecken! Kinder, Kinder, wir sprechen hier von den 80er-Jahren und mir stand eine GEILE Zeit bevor!

 

Mein Leben in Platten – Teil 2
Jung und verdammt (heiss auf Musik)

 

Culture Club

Es dürfte mein 11. Geburtstag gewesen sein, als ich stolzer Eigentümer meiner ersten drei eigenen Musikkassetten wurde (Schallplatten traute man mir offenbar noch nicht zu). Eine davon beinhaltete den Song, der irgendwie alles auslöste. „Karma Chameleon“ packte mich von der ersten Mundharmonika an und liess mich nie wieder los. Die Scheibe dreht sich auch jetzt gerade auf meinem Plattenteller. Mit den Zeilen „I’m a man who doesn’t know“ und „Every day is like survival“ beschrieb Boy George die mir damals bevorstehenden Jahre, wie wenn er in mein Herz gesehen hätte.

Und das ganze Album detoniert beinahe voller weiterer Perlen! Damals wurde noch minutiös auf die Song-Reihenfolge auf den Platten geachtet. Jedes Lied passt makellos zu dem vorherigen und erzählt die Geschichte des Albums musikalisch weiter.

Ebenfalls nominiert in dieser Kategorie waren:

  • Cyndi Lauper („She’s so unusual“ war die zweite der drei Kassetten. Dieses Album kann ich heute fast nicht mehr hören, da es mir mit einigen Ausnahmen viel zu punkig ausgefallen ist. „Girls just want to have Fun“ bleibt jedoch unschlagbar.)
  • Mel & Kim (Die beiden  brachten zwar nur ein einziges Album heraus, aber das genügte mir für unzählige ungelenke Dance-Moves auf den Tanzflächen des Furttals. Und falls eine neue Frisur-Idee gesucht sein sollte, googelt nach dem Cover von „F.L.M.“ und voilà!)
  • A-Ha (Ich verliebte mich damals praktisch in jede hübsche Frau aus Funk und Fernsehen, die verführerische Comics-Leserin aus dem Take-on-me-Video zog mich jedoch besonders in ihren Bann.)

Thriller

Und dann kam Michael! Der King of Pop war nicht nur meine dritte Kassette, er brachte alles auf ein neues Level. Ich wusste sofort: diese Songs waren für die Ewigkeit – zumindest für meine.

Doch neben all seinen Disco-Knallern hinterliess beim 12jährigen Staromaten ein eher unscheinbares Duett mit Paul McCartney den intensivsten Eindruck: „The Girl is mine“. Zwei Männer, die sich um dieselbe Frau streiten! Krass! Und diese eine Zeile von Michael: „I’m a lover not a fighter“! – Ich hatte meine Bestimmung gefunden.

Meine Tochter, die sich jetzt im Jahr 2020 exakt in dem Alter befindet, wo all diese Juwelen damals in mein Leben fanden, fragte mich soeben, warum sich denn bloss Michael Jackson auf meinem Bildschirm befinden würde. Als ich ihr mitteilte, dass es sich um eine Art Lebensgeschichte von mir handeln würde, liess ihr Interesse merklich nach. Sie meinte nur, meine Musik würde immer so fürchterlich alt klingen. Dann hielt sie inne und sagte belustigt: „Und wenn ich mal alt bin, säged die Junge dänn genau das über dä Rap!“

Clever Girl.

Im Anschluss spielte sie mir auf Spotify eine Version von „The Girl is Mine“ aus dem Jahre 2008 featuring will.i.am vor. Blasphemie war das einzige Wort, welches mir hierzu in den Sinn kam.

Ebenfalls nominiert in dieser Kategorie waren:

  • Madonna (Meine Güte, es hagelte nur so an Göttinnen in den 80er-Jahren! Und Madonna war eine der wenigen, die musikalisch bis über die Jahrtausendwende bestehen konnte. Ihr Album „Music“ aus dem Jahr 2000 darf ungeniert mit obigen Kunstwerken verglichen werden.)
  • Whitney Houston (Dass der Tod dieser Frau nun mittlerweile auch schon wieder 8 Jahre her ist, kann ich fast nicht glauben! Götter sollten doch unsterblich sein! Vor allem solche, die mit mir tanzen wollten!)
  • Wham! (George und der andere von Wham machten eigentlich alles richtig. Fünf Jahre Vollgas und dann aus die Maus!)

* to be continued *

 

Mein Leben in Platten – Eine Autobiographie in runden Scheiben

Bisher erschienen:
Teil 1 – Die Kindheit
– Teil 2 – Jung und verdammt (heiss auf Musik)
– Teil 3 – Die Pubertät
– Teil 4 – Musig us dä Schwiiz

Based on a true Story – Staromat erzählt als offenes Buch Geschehnisse, die sein Leben bewegten. 

Hier geht’s zu allen Erlebnissen!

 

3 Kommentare zu „Mein Leben in Platten – Teil 2“

  1. Helena sagt:

    Don’t stop! Bin gespannt auf die nächste Veröffentlichung!

  2. Dani B. sagt:

    Erinnert mich ganz stark an meine musikalische Vergangenheit… herrlich zu lesen… freue mich auf die Fortsetzung!!

  3. Egi sagt:

    Haha… hatte nicht eine dieser monumentalen, epochalen Werke… N‘paar Singles davon aber schon…

Kommentieren