Montag, 1. September 2008, von staromat

Wie traumatisiere ich mein Kind?

Neulich haben wir eine Wanduhr geschenkt erhalten, auf welcher anstelle der Ziffern zu jeder Stunde ein anderes Tier abgebildet ist. Sobald dessen Stunde schlägt, wird der entsprechende Tierlaut abgespielt. Um 1 Uhr summt die Biene, um 9 Uhr wiehert das Pferd etc. Irgendwie scheint der Geschmack von Little Miss Staromat damit (noch) nicht wirklich gut getroffen worden zu sein…

Nachdem vor zwei Wochen meine Suche nach einem pädagogisch möglichst wertlosen Spielzeug (Plastik, Batterien, nervende Geräusche) erfolglos in einem Xylophon endete (siehe Logorö-Text „Meep Meep“), entdeckte ich einige Tage später im Hause eines Freundes die oben beschriebene Uhr und zeigte mich dermassen begeistert, dass ich sie als Geschenk unter dem Arm mit nach Hause nehmen durfte. (Nur um dies klarzustellen: Ich vergleiche die Uhr keineswegs mit dem vergeblich gesuchten Schrott-Spielzeug! Erstens ist sie ein Geschenk und zweitens liest der Schenker hier auf Logorö mit…)

Nun gut, noch am gleichen Abend wurde die Tieruhr montiert und ab da war es aus mit dem Frieden im Hause Staromat. Und dies obwohl das Ding zwei an sich äussert positive Eigenschaften besitzt:

  1. Die Uhr schult das Zeitgefühl des Kindes. Jeweils fünf Minuten vor jeder vollen Stunde unterbrach klein Staromat ihre gerade aktuelle Tätigkeit und begann, nervös und ängstlich auf die Uhr zu blicken.
  2. Das Zusammengehörigkeitsgefühl Eltern/Kind wird gefördert. Spätestens 30 Sekunden vor dem „Stundenschlag“ drängte unsere Tochter massiv darauf, in den Arm genommen zu werden, und beim Erklingen des Tiergeräusches drückte sie ihr kleines Köpfchen mit einer Heftigkeit an die Brust, dass einem wortwörtlich warm ums Herz wurde.

Mittlerweile befindet sich die Uhr wieder im Karton und wartet auf verständnisvollere Zeiten. Vielleicht hätten wir uns auch einfach bloss eine Stadtversion der Uhr schenken sollen, wo zu jeder Stunde ein anderes Baugeräusch abgespielt wird…

Ausführliche Informationen zu obiger Wanduhr (plus Bestellmöglichkeit) gibt’s auf klangspiel.ch (der Homepage des Schenkers).

Kinder, Kinder, Kinder!  Patzigste Geschöpfe, die locker und unbeschwert höchste Glücksgefühle und tiefste Wahnsinnszustände auslösen – meist sogar im gleichen Atemzug!

Hier geht’s zu allen Kinderfront-Texten!

1 Kommentar zu „Wie traumatisiere ich mein Kind?“

  1. Peter sagt:

    Oje, da habe ich ja was angerichtet. Stadt-Kinder unter 18 Jahren sollten zwingend vorgängig mit Tierbuch-Literatur und nachfolgendem Bauernhofbesuch auf eine Tieruhr vorbereitet werden. Die Lautstärke der Uhr ist helligkeitsabhängig. Es wird daher empfohlen, das Kind behutsam und langsam in einem leicht abgedunkelten Raum (Waschküche, Garage) der Uhr anzunähern. Über einige Tage wird die Helligkeit dann kontinuierlich gesteigert. Damit lassen sich Schockreaktionen weitgehend vermeiden.
    Gruss Peter

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