Montag, 17. Januar 2022, von staromat

Wenn eine Biobanane zum Kleinkrieg führt

Während früher im Tante-Emma-Laden von jedem Produkt nur eine Variante angeboten wurde, kommt modernes Einkaufen einem Spiessrutenlauf gleich. Und wenn dieser Vorgang dann noch auf Geheiss der Partnerin erfolgt, ist der Weg zum Paartherapeuten nicht mehr weit.

Der nachfolgende Text stammt für einmal nicht aus meiner Feder. Er wurde mir vor über 10 Jahren von einem verständlicherweise um Anonymität bittenden Arbeitskollegen, nennen wir ihn Reto, zugesteckt, mit dem Hinweis, das könnte doch etwas für meinen Blog sein.

Da Retos Einkaufsgedanken zwar brillant, nichts desto weniger aber auch höchst brisant sind – schliesslich kommt die Frau seiner Wahl in der Erzählung nicht allzu gut weg, wollte ich mir dies erstmal (ein Jahrzehnt lang) gut überlegen.

Dies hat sich ausbezahlt! Statt zur Paartherapie ging es für Reto und seine Frau noch zwei weitere Male in die Entbindungsstation und die mittlerweile fünfköpfige Familie lebt noch immer in harmonischem Frieden.

Bis heute.

Viel Spass mit Retos Rummel um seinen Einkaufsbummel.

Wenn eine Biobanane zum Kleinkrieg führt

„Schaaaatz, gehst du noch rasch einkaufen, der Coop schliesst um 1600 Uhr.“ Dieser Satz liegt mir, seit ihn meine Frau ausgesprochen hat, noch immer in den Ohren und erinnert mich stets aufs Neue an mein unerträgliches Versagen.

Doch der Reihe nach. Da sich an einem freien Wochenende meine Gehirnaktivitäten auf ein Minimum reduzieren (Schlafen, Essen, Sohn herumtragen, Sohn trösten, mit dem Sohn spielen, Sohn wickeln, auf ein wenig Zärtlichkeit hoffen, wenn Sohn im Bett ist), antwortete ich ahnungslos blauäugig mit „Schaaaaaaatz, kannst du mir alles auf eine Einkaufsliste schreiben, damit ich auch ja nichts vergesse?“

Gesagt getan. Mit einem Post-it-Zettel bewaffnet lief ich zum Coop, voller Motivation, meiner Frau damit einen Gefallen zu tun. Auf dem Post-it-Zettel standen folgende Produkte: Bio-Bananen, Backpulver, 2.5 dl Vollrahm, Chicoree-Salat, 3 Söseli für Fondue-Chinoise, Windeln.

Vor dem Bananengestell angekommen, blickten mich teilweise hellgrüne, intensiv gelbe und Bananen mit Sommersprossen an. Da meine Frau sehr heikel ist und mein Sohn nur Produkte mit der grünen Knospe erhält (Bio), während ich mir mit Prix-Garantie-Produkten den Bauch vollschlagen darf, trieb mir eine so grosse Auswahl an Bananen Schweissperlen auf die Stirn. Ich wollte ja nichts falsch machen und entschied mich nach langem Hin und Her für Bananen mit ganz wenig Sommersprossen und einem hellgelben Teint. Über dem Gestell stand auch noch „Max Havelaar Bananen“. Ich dachte, der Max sei ein flotter Kerl und meine grauen Hirnzellen sagten mir, dass ich den Namen schon einmal gehört hatte und dass dies sicher eine gute Sache war.

Als ich mich umdrehte, konnte ich auch schon den Chicoree-Salat auf Augenhöhe erblicken. Da ich meiner Frau noch eine weitere Freude bereiten wollte, entschied ich mich für die Bio-Version aus kontrolliertem Schweizer Anbau. Den Rest hatte ich schnell eingepackt und verliess höchst zufrieden mit mir den Coop in Richtung Sohn und Frau.

Stolz zu Hause angekommen, legte ich den Einkauf auf den Tisch. Meine Frau fragte sofort: „Hast du Bio-Bananen gekauft?“ Ich sagte „Nein, Max Havelaar“ – „Och Mann, du Depp! Kannst du nie etwas richtig machen? Ich sagte doch Bio-Bananen, ich schaue immer auf die gute Ernährung unseres Sohnes. Ist es denn so schwierig, das Richtige zu bringen? Ich habe es EXTRA aufgeschrieben.“

Ich erwiderte „Max Havelaar ist aus doch fairem Anbau“, was ihr Blut noch mehr in Wallung brachte. Sie sagte „Was interessieren mich die Bauern in Tanzania, ich sagte Bio!“ Als sie dann noch sah, dass der Chicoree-Salat ebenfalls Bio war (was nicht so auf dem Einkaufszettel stand), kam das einem Vulkanausbruch gleich, da der Chicoree-Salat für unsere abendlichen Gäste gedacht war und diese sich wohl mit der billigeren Version, kontrolliertem Anbau aus Rumänien, begnügen sollten.

Wie man sich wohl denken kann, gab es am Abend keine Zärtlichkeiten mehr, was mir die Zeit liess, mir über Bio und den Max Gedanken zu machen und mich zu fragen, ob eine Tanzania-Bauernfamilie, die durch den Anbau von Max Havelaar Bananen das Einkommen aufbessert und sich so das Überleben sichert, weniger wichtig ist als der Menüplan meines Sohnes, welcher ja immer noch – auch ohne Bio – hochwertige Nahrung zu sich nehmen darf.

Die Antwort blieb ich mir bis heute schuldig.

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