Freitag, 10. April 2020, von staromat

Ein Rhyme-Battle mit der Schwiegermutter

Mit der Bemerkung „Wänn’s eim langwiilig isch“ erreichte mich dieser Tage ein Gedicht der besonderen Art. Es stammte aus der Feder der zurzeit zuhause „eingesperrten“ Schwiegermutter und war geradezu ein Steilpass für eine poetische Antwort von meiner Seite.

Corona Zwischenbilanz
einer 83-jährigen

Schwiegerpoetin

Jetzt heisst’s also deheime hocke –
nöd go poschte, weder Salat na Socke –
eifach deheime bliibe
und uf em Sofa Ziit vertriibe,
da hilft halt läse, schriibe, PC-Spieli –
alles guet gege Langiwiili.
Nöd zum Beck, au da isch verbote,
muesch di würkli ganz abschotte,
dänn de ältischti Sohn
seit i ganz energischem Ton:
„Ihr bliibed dehei und zwar strikt,
go poschte isch es schwärs Delikt.“

Ich freu mich wänn ich wieder chan umesurre,
is Kino, Theater, Museum ohni murre.
Sogar ufs Ruggezentrum plangi richtig –
das isch mir ja susch nöd so wichtig –
oder mit Bus, Tram oder irgend eme Bähnli,
natürli wänn möglich mit nette Gschpänli –
eifach echli go umfahre,
ganz locker ohne Virusgfahre
und natürlich nöd vergässe
irgendwo ä feine Pizza ässe,
nöd nur go schpaziere im Wald –
ja, die Ziit chunt hoffentlich bald –
sondern mache was me eifach wett.
Defür glänzed Chuchichästli, Feischter –
das alles dank am Proper Meischter.
Aber öppis mues i jetzt au no säge
s’isch ganz toll wie ihr für eus tüend umträge,
mer werded verwöhnt au mit Mails und Telefon,
vo Enkel, Töchtere und de Söhn –
das tuet scho guet und isch au schön,
trotz de Distanz di andere gschpüre
und so de Muet und d’Fröid nöd verlüre.

Postwendende Antwort
eines 47-jährigen

Staromat

Liebi Schwiegermuetter, danke für’s Gedicht,
du bringsch’s uf dä Punkt, säg ich ganz schlicht.
En schöne Text häsch du da gschriebe,
dini Langwiili dämit flott vertriebe.

Ä schrägi Situation isch das Ganze,
es schlaht eim scho ziemli uf dä Ranze.
Während mir im HomeOffice wiiter wüetet,
fehlt jetzt öpper, wo eusi Chinder hüetet!

Doch nöd nur wäge dem isch’s zum flueche,
mir dörfed eu ja nöd emal go bsueche!
Mer winkt sich nur vo wiit entfernt,
däfür häsch mit 83gi jetzt no FaceTime glernt!

Huusarrescht hät mer dem vor Jahre gseit,
nur hät eui Generation früehner eusi mit dem beleit!
Jetzt sitzed ihr wie Gfangeni hinter Gitter,
meine Güte, isch das bitter!

So öppis isch i dine 83 Jahr wohl no nie passiert,
vo wem werdet jetzt dini Haar frisiert?
Als chliises Chind häsch dä zweit Wältchrieg verchraftet,
und jetzt wirsch bim Poschte fascht verhaftet!

Us Langwiili bisch überall am Ordnig mache,
mini Tochter tuet däfür tuusig Chueche bache!
Wenn’s verbi isch, mached mer eus das zum Nutze,
du kriegsch ä Turte und chunnsch däfür zu eus go putze!

Bis dänn tüend mir eu gern mit allem unterstütze,
und hälfed mit, eu vor dem blöde Virus z’schütze. 
Mir sägeds zäme mit em Bund:
Hebed dure und bliibed gsund!

Poetry Spam:
Pointiert formulierte Gedanken mit aktuellem Bezug?
Samichlaus-Prosa, kompletter Unfug?
Niemand weiss, was das Ganze soll.
Toll!
 
Und für alle, die bis hierhin litten:
Hier geht’s zu weiteren Poesie-Fehltritten!
 

1 Kommentar zu „Ein Rhyme-Battle mit der Schwiegermutter“

  1. Die Schwiegermutter sagt:

    Du bisch super, ich has geschter gar nöd gseh – mini Antwort chunnt dänn irgend wänn, momentan simmer no am ruume!

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