Mittwoch, 25. März 2020, von staromat

Ein Poetry Spam aus der Vergangenheit

Beim Abtauchen in die Vergangenheit sind mir dieser Tage gleich zwei Dinge ins Auge gestochen, die prächtig zu verbinden sind. Einerseits die völlig zu Unrecht verwaiste Logorö-Serie „Poetry Spam“ sowie eine elegante Art, wie ich mich vor 28 Jahren aus dem Schneider gedichtet habe.

Früher war nicht nur mehr Lametta, früher hatte man – oder zumindest ich – auch definitiv noch mehr Eier!

Beim Durchstöbern meiner Estrich-Kisten fiel mir ein Schreibverkehr in die Hände, welcher seinen Ursprung in einem mir angedrohten Ausschluss aus der Gestalterischen Berufsmittelschule GBMS gehabt haben muss, weil ich dort offenbar zu oft verspätet eingetroffen sein dürfte.

Nun muss man wissen, dass ich ohnehin nicht ungern aus dieser Schule geflogen wäre, da ich sie damals einzig und allein besuchte, um einen Tag mehr pro Woche meinem Lehrbetrieb fernbleiben zu können.

Trotzdem überrascht und amüsiert mich mein am 29. Februar 1992 verfasstes Einschreiben an den Schulleiter der GBMS sowie dessen unkonventionelle Antwort auch drei Jahrzehnte später noch sehr.

Ganz nach dem Motto:

Liebe Kinder gebt gut acht,
ich hab‘ euch etwas mitgebracht.
Wenn ihr euch mal in die Scheisse reitet,
seht her, wie man elegant wieder da raus schreitet. 

Entschuldigen der unentschuldigten Absenz

Lieber Herr Zwahlen

Am 26. Februar kam ich zu spät in den Gestaltungsunterricht,
wie leicht und schnell sich das doch ausspricht.
Weiter stellte man fest, dass ich mehrmals verspätet gekommen bin,
und man stellt mich gleich als chronischen Schwänzer hin.

Mit sofortigem Ausschluss aus der Schule wird mir gedroht,
ich frage mich beinahe: „Ist der Schulleiter denn ein Despot?“
Ich glaube dies nicht und möchte deshalb in einigen Wörtern,
den Ablauf der Verspätung vom Mittwoch erörtern.

Vorerst wollen wir aber kurz mein Absenzenheft einsehen,
wo so gut wie keine Absenzen drin stehen.
Neben Einführungskurs, Aushebung und Arztbesuchszeit,
fehlte ich nur zweieinhalb Tage wegen Grippe und Übelkeit.

Doch nun zu den Verspätungen, welche zur Debatte stehen,
sie kommen daher, wenn wir nicht in die Migros essen gehen.
In der Pizzeria kann man die Bedienung nicht hetzen,
und die Pizza, die heiss ist, nicht sinnlos hinunterschletzen.

Will man danach bezahlen, vergehen weitere 5 bis 10 Minuten,
manchmal sind wir dann zu spät, auch wenn wir uns noch so sehr sputen.
In den letzten drei Jahren geschah dies drei- oder viermal höchstens,
ich meinerseits betrachte dies nicht als allzu immens.

Da Sie dies jedoch nicht akzeptieren, muss ich, um mich vor einem Ausschluss zu schützen,
wohl von nun an wieder fleissig die Migros unterstützen.
Ich beende hier meine Entschuldigung und versichere Ihnen prompt,
dass eine solche Verspätung in Zukunft nicht mehr vorkommt.

In diesem Sinne,
Ihr Schüler Staromat

All meine Hoffnungen auf ein vorzeitiges Schulende zerbrachen dann jedoch abrupt an dem vom Schulleiter drei Wochen später verschickten Antwortschreiben…

Lieber Staromat

Ihre Tat war arg, ich sag‘ es schnell
Ihre Antwort listig, echt originell!
Tu‘ mich jedoch gar nicht genieren
etwas zu lächeln, sogar zu gratulieren!

Hätten wir an der Schule nur solche Strick‘
wie unseren Hobbydichter, den Patrick…
Ich täte dann noch lieber Böses schreiben
liesse Mahnbriefe erst recht nicht bleiben!

Nach dem Fooden muss man halt recht speeden
will man bei uns Freude und seinen Frieden!
Hart, mein Lieber, sind die Sitten, ist das Leben
doch noch nie hat sich einer nach dem Spurt hier übergeben!

Gehöre nicht zur Sorte der Despoten und Anthropophagen
wie Sie sehen, mein Fremdwörterbuch mutig aufgeschlagen!
Hoffe, Sie lassen das humorvolle Dichten und Schreiben
auch in Ihrem späteren Leben niemals ganz bleiben!

Zu ernst wird zu oft zu vieles, find‘ ich, betrieben
drum listig-lustig-augenzwinkernd bis ins Alter geblieben…!
Selten gibt’s disziplinarisch was zum Lachen, zum Strahlen
Schwamm drüber, meint für einmal amüsiert der Zwahlen…!

In diesem Sinne, wieder in Minne

J.D. Zwahlen, Schulleiter GBMS

Poetry Spam:
Pointiert formulierte Gedanken mit aktuellem Bezug?
Samichlaus-Prosa, kompletter Unfug?
Niemand weiss, was das Ganze soll.
Toll!
 
Und für alle, die bis hierhin litten:
Hier geht’s zu weiteren Poesie-Fehltritten!
 

1 Kommentar zu „Ein Poetry Spam aus der Vergangenheit“

  1. Viviane sagt:


    der Logorö,
    ist wieder auf Sender!
    Hoffentlich im 2020 auch wieder mit n‘em Adventskalender!

    Wiedergefunden dank dem Corona-Virus,
    hat Logorö sein Schreib-Genius,
    und so ist er fleissig am Berichten,
    ab und an auch mal am Dichten.

    In der Vergangenheit haben seine genialen Sachen,
    uns schon oft gebracht zum Lachen.
    Was er da jeweils tut, macht und erzählt,
    hat uns im letzten Jahr gefehlt!

    Waren im 2019 öfters bei « Logorö » vorbeigeschlurft,
    Äh natürlich, auf seiner Website vorbeigesurft!
    Hoffen nun auf «Logorö» öfters was zu schmöckern,
    während die Lämmlein draussen auf der Wiese blöcken!

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