Herr Staromat sucht das Glück
Manchmal gerät man in derart schräge und sich absurd entwickelnde Situationen, dass man die versteckte Kamera fast schon surren hört. So zum Beispiel neulich, als ich mich auf der Suche nach einer fröhlichen Geschichte in einen netten kleinen Buchladen verirrte.
Vor ein paar Tagen fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Meine DVD-Regale wie auch meine Büchergestelle sind übersät mit negativer „Energie“! Seit Jahrzehnten schon zogen mich unheimliche Geschichten in ihren Bann, faszinierten mich Horrorszenarien, begeisterten mich Endzeit-Thriller.
Und da derzeit jeder Blick in eine Tageszeitung oder ein Online-Medium ähnliche Gefühle auslöst, entschied ich mich aufzuräumen. Nicht auf der Welt, aber immerhin in meinem Wohnzimmer. Stephen-King-Bücher – raus! Alien-Compilation – weg! Sebastian-Fitzek-Sammlung – tschüss! All die ollen Hollywood-Katastrophen-Filme – fort!
Bald schon bestand meine Filmsammlung nur noch aus ein paar wenigen Streifen wie „Little Miss Sunshine“ oder „Lost in Translation“. Noch krasser fiel das Reinigungsritual bei den Büchern aus. Dort befanden sich eigentlich nur noch welche meiner Frau.
Also ab in den nächsten Buchladen mit mir, wo ich den sympathischen, älteren Buchhändler um einen Tipp bat. Ich würde eine Art Feel-Good-Buch suchen, etwas Unbeschwertes, bei dem man lachen könne und gut unterhalten werde. Kurz: eine Geschichte, nach deren Lektüre es einem einfach nur gut gehe.
Der Buchhändler dachte kurz nach und nahm dann ein Buch aus dem Regal. Er sei zwar nicht sicher, aber er denke, dass das etwas für mich sein könnte. Es gehe um einen Norweger, der sich das Leben nehmen wolle, dabei aber so ungeschickt vorgehe, dass er immer wieder grandios scheitere. Mal reisse der Strick, dann gehe dem Ofen das Gas aus usw.
Erhängen? Vergasen? Sollte tatsächlich eine Geschichte über einen suizidalen Norweger mein erstes positives Buch werden? Hilflos verwirrt stand ich vor dem Buchhändler und stammelte etwas von wegen Satire sei nicht unbedingt mein Ding. Da kam eine ältere Kundin auf mich zu. Sie wolle sich nicht einmischen, aber falls es in Ordnung wäre, hätte sie vielleicht einen Vorschlag für mich.
Begeistert verliess ich das trostlose Norwegen und wendete mich der Kundin zu. Und schon legte sie los. Bei ihrer Geschichte handle es sich um einen ca. 30jährigen Mann, welcher unheilbar krank sei und nur noch knapp 3 Monate zu leben habe.
Das war zu viel! Ich fühlte mich komplett im falschen Film beziehungsweise im verkehrten Buch! Was genau verstanden die Menschen um mich herum denn nicht am Begriff GUT FÜHLEN? Gibt es auch Geschichten, in denen keine Hauptcharaktere sterben wollen oder müssen?
Da erhaschte ich in der Auslage vor mir nachfolgenden Buchtitel und sofort wusste ich: „Das ist es!“
Jens Steiner – Mein Leben als Hoffnungsträger
Ohne das Teil näher anzusehen, erstand ich es und verliess erlöst den Buchladen. Zuhause bereitete ich mir einen Tee zu, setzte mich gemütlich aufs Sofa und öffnete voller Freude meinen neuen Hoffnungsträger.
Drei Mal dürft Ihr raten, wie der allererste Satz des Romans lautete:
„Gleich geht die Welt unter.“
Na Bravo.
Funny Moments – Amüsante, schräge, verwirrende, überraschende Augenblicke aus dem täglichen Leben, welche dieses so lebenswert machen.