Donnerstag, 13. März 2014, von staromat

Erbrechen mit Style

Es ist faszinierend, was man als Eltern alles aushält, solange es den eigenen Nachwuchs betrifft. Wer ebenfalls Kinder hat, dem ist längst klar: wir befinden uns mitten im Thema „Ausscheidungen aller Art“. Ein Kids-Talk, welcher nicht unbedingt vor dem Mittags-Lunch gelesen werden sollte.

Obersaxen, Winter 2014. Die Skiferien sind überstanden, mit dem Postauto geht es gemächlich in Richtung Ilanz hinunter. Vater Staromat geniesst das herrliche Panorama und die angenehme Stille, die Kids sind damit beschäftigt, irgendwelche vorbeirauschenden Dinge zu betrachten.

Irgendwann fällt mir auf, dass die Ruhe nicht unbedingt allen angenehm ist. Auf dem Fenstersitz neben mir wimmert Little Miss Staromat seit geraumer Zeit leise vor sich hin. „Mir isch schlächt, Papi“, winselt sie, gefolgt von „Ich han so Angscht!“

Ich bemerke, wie bleich meine Tochter plötzlich ist und nun bin ich derjenige, den die Angst packt.

In mir drin denkt alles: „Scheisse, bitte nur nicht kotzen! Bitte, bitte nicht! Wo haben wir bloss einen Plastiksack! Wie lange dauert die Fahrt denn noch? Fuck, fuck, fuck… Bitte nicht kotzen!“

Äusserlich gebe ich den gelassenen Vater. „Du muesch kei Angscht ha, Chliises. Das schaffe mer scho. Es gaht nüme lang bis Ilanz. Das chunnt scho guet.“

Little Miss Staromat hört mir zitternd zu. Dann äussert sie trocken „Nei, Papi, das chunnt nöd guet“ und kotzt das halbe Postauto voll. Ich versuche noch kurz, die Sitzpolster zu schützen und das Erbrochene mit den Händen (!) aufzufangen, gebe jedoch spätestens beim dritten Schwall auf. Eine üble Geschichte.

Ca. 90% der Masse landet übrigens im Lüftungsschlitz am Bodenrand, wo der Fahrer später zu mir sagen wird, solange da nichts hinein gehe, würde man den Duft schnell wieder aus dem Postauto bringen…

Und weil wir gerade so schön beim Thema sind, hier noch mein Erlebnis No. 1 in dieser Angelegenheit:

Es ist Dienstag Abend und ich komme gegen 21 Uhr erschöpft vom Fussballtraining nach Hause. Normalerweise schlafen die Kinder um diese Zeit bereits tief und fest, an jenem verhängnisvollen Tag höre ich jedoch aus dem Zimmer meiner Tochter,  wie sie noch leise aus ihrer Flasche trinkt.

Freudig, dass ich Little Miss Staromat noch eine gute Nacht wünschen kann, schleiche ich mich im Dunkeln an ihr Hochbett heran. Ich strecke meinen Arm aus, um ihr über den Kopf zu streichen, merke dann aber – leider einen Tick zu spät – dass es sich bei dem von mir Gehörten nicht um Trink- sondern um Würgegeräusche gehandelt hat.

Den Arm noch immer ausgestreckt, ergiesst sich eine Sekunde später etwas sehr Unappetitliches über mich, das drei Stunden zuvor noch Spaghetti mit Tomatensauce war – das Standard-Dinner im Hause Staromat.

Wie ein begossener Pudel stehe ich in der Dunkelheit und rufe nach der Köchin der Spaghetti. Diese kommt auch eilig herangerannt, beginnt jedoch bei meinem Anblick ebenfalls sofort zu würgen, was mir in dieser Situation nicht allzu viel Hilfe bereitet.

Und dann eben das Unglaubliche: Man funktioniert einfach weiter. Zuerst wird das Kind getröstet, dann das Bett gereinigt, die Waschmaschine gefüllt…

Erst wenn das Kind dann wieder friedlich in seinen Träumen liegt, steht man (lange) unter die Dusche und stellt sich wiederholt die Frage, warum die Menschheit sich das alles antut und nicht den unkomplizierten Weg wählt und einfach ausstirbt.

Alles andere ist Beilage

Zur Aufmunterung noch ein Kids Talk aus dem Munde Staro Juniors. Aus einem Grund, auf den ich hier nicht näher eingehen möchte, haben wir sehr, sehr viele Hot Dog Würste übrig. Spontan wird die Nachbarschaft zu einer kleinen Hot Dog Party eingeladen. Es ist gegen 19 Uhr und bereits dunkel und alle verspeisen sie heisse Hunde auf unserem Gartensitzplatz.

Plötzlich läuft Staro Junior auf mich zu und hält mir seinen nur zu einem Drittel angeknabberten Hot Dog entgegen. „Nöd so gern.“ Nach einem kurzen, irritierten Moment (seit wann mag er denn keine Hot Dogs mehr?), bemerke ich, dass der kleine Knirps im Dunkeln die halbe, um den Hot Dog gewickelte Serviette mitgegessen hat...

Kindermund hat Pein im Mund

Little Miss Staromat rennt auf mich zu, drückt mir gegen den Bauch und meint: „Papi, wenn du ä Perügge a hettisch, dänn wärsch du ä Frau, wo schwanger isch.“

Time for a diet now!

Denn sie wissen genau, von was wir sprechen

Ein Hobby von Staro Junior ist es, seiner fast 4 Jahre älteren Schwester immer wieder mal eins auszuteilen. Diese hält sich (bis jetzt) überraschend tolerant zurück und lässt vieles an sich abprallen. Dennoch will ich dem kleinen Bengel nicht alles durchgehen lassen und ziehe ihn zu mir heran.

„Jetzt hör emal uf dinere Schwöschter immer wieder eis z’haue! Wenn du so wiiter machsch, muesch eifach irgendwänn mit dä Konsequenze läbe! Häsch verstande? Konsequenze!“

Mir geht durch den Kopf, dass ich mich gerade in einem Gespräch mit einem 2jährigen befinde und so frage ich nach: „Weisch du eigentlich überhaupt was das isch, Konsequenze?“

„Ja. Lämpe!“ meint der Sprössling und eilt bereits wieder in Richtung seiner Schwester…

Kids Talk: Sobald Kinder zu sprechen beginnen, bringen sie komplizierteste Vorgänge in wenigen Worten wunderbar treffend auf den Punkt.

Hier geht’s zu allen verbalen Kids Geistesblitzen!

1 Kommentar zu „Erbrechen mit Style“

  1. Therese sagt:

    Hä scho lang nümme so müsse lache bim läse. I hä müsse mit de konsequenze rächen, denn i hä Träne i de Auge gha

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