Freitag, 10. Oktober 2008, von staromat

Die Klasse von 1984

Wer irgendwann einmal im Kanton Zürich eine Schule (oder einen Kindergarten) besucht hat, der kann sich auf eine Zeitreise der besonderen Art begeben. Der Lehrmittelverlag des Kantons Zürich hat 50’000 Fotografien ins Internet gestellt. Gähn? Mitnichten! Es handelt sich dabei allesamt um Klassenfotos, in welchen auch du deine eigenen entdecken kannst!

Mit der Erinnerung an die eigene Vergangenheit ist es so ein Ding. Irgendwie erhält man ein vertrautes, wohliges Gefühl, wenn man an (gute) alte Zeiten zurückdenkt, gemischt jedoch mit einem gehörigen Schuss Melancholie à la „Alles ist vergänglich“ und „wie schnell die Zeit doch rennt“ etc..

Nehmen wir zum Beispiel Staromats Primarschulklasse von 1984:

Erst bin ich erschrocken, weil das Gefühl aufkam, jesses Gott, ich habe ja gar keine Ahnung mehr, wie die alle überhaupt hiessen. Dann lässt man etwas Zeit verstreichen, betrachtet das Foto nochmals und plötzlich ist alles wieder da!

– Roger (mittlere Reihe, dritter von rechts), den wir einmal (auf seinen eigenen Wunsch – glaube ich zumindest) auf den mit Rollen ausgestatteten Stuhl der Lehrerin gefesselt hatten und begeistert einander zuschubsten, bis eine Türschwelle ihn zu Sturz brachte. Kieferbruch und Zahnverlust waren die Folge, da der arme Junge sich aufgrund der festgezurrten Hände nicht auffangen konnte, was zu einer üblen Versicherungsgeschichte führte. (Mitunter übel, weil keiner von uns daran beteiligt gewesen sein wollte.)

– Monika (mittlere Reihe, vierte von rechts), mit der ich – ansonsten ein sehr friedliebender Zeitgenosse – im grossen Schulbrunnenbecken eine „Schlägerei“ ausgetragen hatte. Der ganze Pausenplatz stand im Kreis um uns herum und feuerte uns an. Also primär wurde für Monika Partei ergriffen, obwohl sie sicher 20 Zentimeter grösser war als ich! Wir standen knietief im Wasser und ich wusste ganz genau: der Ausgang dieses Kampfes würde einen grossen Einfluss auf die Qualität meiner restlichen Schulzeit haben. Die Pausenglocke rettete mich in ein Unentschieden, wobei ich heute noch sicher bin: schlussendlich hätte ich gewonnen…

– Bojana (untere Reihe, zweite von links), von der ich nur noch weiss, dass sie Bojana hiess.

– Patricia (mittlere Reihe, vierte von links), die die halbe Schulzeit lang das Mädchen meiner Träume gewesen war, bis sie von der bezaubernden Janine (bedauernswerterweise kein Foto gefunden) abgelöst wurde.

– Sacha (mittlere Reihe, gleich rechts von Patricia!), welcher damals eigentlich ein guter Freund von mir gewesen war, jedoch eine Liaison zu viel mit Patricia hatte…

– Christian (mittlere Reihe, ganz rechts), den wir spasseshalber praktisch in jeder Pause mit Steinen bewarfen, bis dessen Mutter uns nach der Schule – voll in Rage – abpasste und was weiss ich mit uns gemacht hätte, hätten wir nicht das bessere Street-Knowhow gehabt und durch die Büsche flüchten können…

– Sebi (unterste Reihe, genau in der Mitte), der so gut wie kein einziges Wort Deutsch sprechen konnte und den wir deshalb stets massiv auf die Schippe nahmen, bis er in regelmässigen Abständen von ein, zwei Monaten ausrastete und im Unterricht mit Stühlen um sich warf. Auch eine Art der Kommunikation…

– Daniel (unterste Reihe, dritter von rechts), der dank seiner japanischen Mutter ein supermodernes Computerspiel besass, wo man mit Raketen Raumschiffe abschiessen konnte und welches in der Schweiz nirgends erhältlich war – was ihn nicht gleich zum Helden der Klasse aber ganz sicher zu meinem persönlichen Hero machte.

– Steve (unterste Reihe, dritter von links), der aufgrund seiner geschiedenen Eltern (absoluter Trendsetter damals), stets mit Geschenken überschüttet wurde, weshalb man sehr gerne bei ihm zuhause spielen ging (obwohl seine Mutter unglaublich scharfen Reis kochte – mir brennt der Hals noch heute).

Und so kommt – früher oder später – zu jeder einzelnen Gestalt ein Name und eine oder mehrere Geschichten hinzu. Unglaublich, was in unserem Hirn alles abgespeichert ist! An all die obigen Erlebnisse und an die meisten der damaligen Schulkameraden habe ich mit Sicherheit (mal abgesehen von Patricia und Janine) die letzten 20 Jahre kein einziges Mal gedacht. Und trotzdem ist alles noch da…

Hier der Link für eure eigenen Reisen zurück in die Vergangenheit: klassenfotoarchiv.ch

Based on a true Story – Staromat erzählt als offenes Buch Geschehnisse, die sein Leben bewegten. 

Hier geht’s zu allen Erlebnissen!

 

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