Dienstag, 19. April 2011, von staromat

Peter und der Wolf

Seit geraumer Zeit versucht Little Miss Staromat jedem für sie unangenehmen Tagesprogramm aus dem Weg zu gehen, indem sie erklärt, dass ihr „es bizzeli schlächt“ sei. Ich versuchte diese Problematik mittels Literaturpädagogie aus der Welt zu schaffen und bin damit aufs Glatteis geraten.

Nachdem ich meiner Tochter mehrmals zu erklären versuchte, dass es für uns Eltern schwierig sei, wenn sie tagtäglich solche Bemerkungen machen würde, dass wir so nicht mehr erkennen könnten, wann es ihr denn nun wirklich nicht gut gehe, fragte ich sie, ob sie eine Geschichte hören möchte. Endlich hatte ich ihre Aufmerksamkeit.

Ich erzählte ihr vom Schafhirten Peter, welcher sich enorm langweilte, weil die ollen Schafe tagein tagaus nichts anderes als „Määähhh“ von sich gaben. So kam er auf die Idee, ins Dorf zu rennen und „Hilfe! Ein Wolf! Ein Wolf!“ herumzuschreien, worauf die Dorfbewohner hilfsbereit mit Pistolen und Gewehren zu Peter rannten und dort von diesem ausgelacht wurden. Verärgert zogen die Leute von dannen, warnten den Schafhirten jedoch noch. Wer dreimal lügt, dem glaubt man nicht und wenn er auch die Wahrheit spricht. Nach dem dritten Fehlalarm kam der Wolf dann wirklich, niemand beachtete mehr Peters Hilferufe und all seine Schafe wurden gefressen.

So weit so altbekannt.

Das erste sichtbare Resultat dieser Erzählung war, dass mir Little Miss Staromat seither ca. 10 bis 20 Mal am Tag „Peter verzelle!“ befiehlt (oft schildere ich die Story 3 bis 4 Mal hintereinander!). Offenbar findet sie diese Geschichte unheimlich spannend. Am besten gefällt ihr jedoch leider der Teil, wo sich Peter über die zur Hilfe eilende Bevölkerung lustig macht. Da muss ich dann jeweils laut „Ha! Ha! Ich han eu drigleit! Ha! Ha!“ von mir geben, was sie mit freudigem Quietschen quittiert.

Als ich die Geschichte kürzlich ihr und ihrem ebenfalls 3 1/2 jährigen Spielkameraden Marlon erzählte, erkundigte ich mich am Schluss moraltriefend, wer denn nun Schuld am ganzen Schafe-Auffressen sei. Und während Little Miss Staromat brav dressiert „Dä Peter“ antwortete, meinte Marlon trocken: „Dä Wolf“.

Beinahe eine Krise schob ich übrigens kurz darauf, als es dann Marlon war, welcher auf mich zu kam: „Peter verzelle!“.

Zwei Fragen – keine Antwort

Meine Frage, warum Little Miss Staromat in der Kinderkrippe eigentlich immer die Rinde vom Brot essen würde, zuhause jedoch nie, wurde von ihr spontan gekontert mit der Gegenfrage „Wärum händ Pinguine Flügel, chönd aber glich nöd flüge?“

Gutes Argument

Little Miss Staromat weigert sich, die Omelette auf ihrem Teller zu probieren. Auf die Aufforderung „Chum scho! Bitte nur ein Egge!“ erwidert sie „Omelette händ gar kei Egge.“

Brutale Natur

Neulich an einem prächtigen Frühlingstag mitten in Zürich:

„Lueg emal Papi dä schöni Baum det! Gäll dä tuet jetzt blüete.“

Heiteres Rätselraten

In der Waschküche versucht Papa Staromat das gemeinsame Wäsche-Aufhängen mit seiner Tochter etwas aufzulockern:

„Ich mach es Rätsel für dich: Ich känn es Luszapfemeitli, wo da i dem Ruum isch und ganz herzig isch.“

„Meinsch du mich, Papi?“

„Ja, genau.“

„Und ich känn en Ma, wo da i dem Ruum isch und ganz viel Wösch ufhänke muess.“

Kids Talk: Sobald Kinder zu sprechen beginnen, bringen sie komplizierteste Vorgänge in wenigen Worten wunderbar treffend auf den Punkt.

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