Mittwoch, 30. Juni 2010, von staromat

Ich klebe, also bin ich

Wenn dieser Tage bei der Staatsanwaltschaft interne Couverts mit der Aufschrift „persönlich“ das Büro wechseln, kann man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass sich darin Fussballbildchen befinden. Das Sammelfieber kennt auch vor den Tempeln des Gesetzes keinen Halt. Warum aber sammeln wir Messi, Torres, Kaká und Co. und nicht uns selbst?

Ein Panini-Album der Justiz – da käme Stimmung ins Büro! Flott würde auf den Gängen eine Verwaltungssekretärin für einen Gerichtspräsidenten geboten. Statt England und Nigeria hätte man vielleicht die Staatsanwaltschaft Limmattal/Albis und das Bezirksgericht Zürich als Erstes komplett. Und auch meinen Chef würde ich gerne mal gegen die Putzfrau auf unserem Stock tauschen.

Selbstverständlich dürfte im Justiz-Album die andere Seite des Gesetzes nicht fehlen. Wer es im Strafregister-Auszug auf mehr als drei Seiten bringt, hätte einen Platz auf sicher. Die Seiten der Angeschuldigten könnte man nach StGB-Artikel sortieren, gegen welche diese „hauptberuflich“ vorgehen.

Hier ein Beispiel, wie so ein Justiz-Panini-Bildchen aussehen könnte. Damit die darauf abgebildete Person nicht erkannt werden kann, wurde ihr Name vollkommen verfremdet.

Eine andere Möglichkeit, unseren beruflichen Alltag spielerisch aufzulockern, wäre die Produktion eines Justiz-Quartetts. Statt die Höchstgeschwindigkeit oder den Benzinverbrauch zu vergleichen, würde man bei den Staatsanwälten beispielsweise die Anzahl pendenter Fälle älter als zwei Jahre oder das Golfhandicap miteinander messen. In der SekretärInnen-Edition wäre angegeben, wie oft bei 100 Anschlägen die Delete-Taste darunter ist, sowie die Anzahl veröffentlichter Facebook-Statusmeldungen pro Tag.

Zu guter Letzt noch eine Idee, mit welcher die Mitarbeitenden endlich ihre Chance auf eine fünfte Ferienwoche erhalten würden und der Kanton gleichzeitig das Problem zu vieler Überstunden in den Griff bekäme: die Überzeit-Slotmachine! Hat man an einem Tag mehr als 8.24 Stunden gearbeitet, erhält man direkt beim Eintragen im Leistungserfassungs-System den Zugriff auf einen virtuellen einarmigen Banditen, bei welchem statt mit Geld mit der Überzeit des aktuellen Tages gespielt wird. Mit Einsätzen à jeweils 5 Minuten versucht man den Jackpot – die fünfte Ferienwoche – zu knacken. Ist die gesamte Überzeit verspielt, heisst es Game over und 8.24 Stunden werden gespeichert.

Die Kolumne „Vor dem Büro“ erschien von 2009 bis 2013 in der Letzten Pendenz, dem Mitarbeiter-Magazin der Staatsanwaltschaft Zürich. Staromat schilderte darin die Welt der Justiz aus den Augen einer männlichen Sekretärin.

Hier geht’s zu allen Vor-dem-Büro-Kolumnen!

1 Kommentar zu „Ich klebe, also bin ich“

  1. Hierro sagt:

    Auch ich bin für ein politisches Pflichtalbum im Schulalter! So würden schon die Kleinen in der Schule sich mit der Politik befassen. Gemeinderat, Stadtrat, Kantonsrat, Nationalrat, Ständerat, Bundesrat usw. Damit könnten endlich unsere Miss-Kanditatinnen punkten, die dann die Bildi in ihrem Album auswendig lernen könnten. Vielleicht aber auch nicht, denn wie mir zu Ohren gekommen ist, weiss eine Miss-Kandidatin nicht mal wer Ottmar Hitzfeld ist…

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