Freitag, 9. Dezember 2016, von staromat

Zurück in die Vergangenheit

walkman

Diese Woche habe ich meine beste Anschaffung seit den 80er-Jahren getätigt! Ja, ich habe mir mit meiner „Neu“erwerbung eigentlich diese 80er-Jahre so gut wie zurückgekauft. Herzallerliebster Sony Walkman, wie konnte ich dich bloss die letzten 2 Jahrzehnte so vernachlässigen?

Als ich ca. 2002 mit grösster Begeisterung zum ersten Mal einen iPod mein Eigen nennen durfte, hatte ich keine Ahnung, welchen Einfluss diese Anschaffung auf die Art meines Musikhörens nehmen würde. Heute, knapp 15 Jahre später, habe ich 16’000 Lieder auf der Festplatte und höre unterwegs Pitbull, gefolgt von AC/DC, gefolgt von Elvis Presley, gefolgt von Piero Esteriore.

Okay, der letzte „Interpret“ war jetzt ein Scherz („Spässle gmacht und keiner lacht“), dennoch hat meine musikalische Welt jeglichen Charakter verloren. Der letzte verbliebene Unterschied zu einem Lokalradio ist, dass zwischen den Liedern kein Schwachsinn geplaudert wird.

Und auch das Musik-Finden hat sich vollkommen verändert. Versuchte man früher noch im Jecklin dem Verkäufer das gesuchte Stück vorzusingen oder wühlte man sich im Jamarico durch die Plattenkisten und hatte eine Scheiss Freude, wenn die ersehnte Scheibe in den Händen lag, so wird heute einfach im Apple Store das Gewünschte eingegeben. 2 Sekunden später besitzt man die Ware. Toll.

Ab sofort aber nicht mehr mit mir! Als stolzer Wiederbesitzer des folgenden technischen Wunderwerks bin ich seit einer Woche musikalisch wieder „zurück auf Start“.

walkman

Und ich sage euch, es ist HERRLICH! Ab sofort muss ich mich morgens wieder entscheiden, WAS genau ich heute unterwegs hören möchte. Ab sofort ist fertig mit Songs skippen (Spulen verbraucht viel zu viel Batterien). Ab sofort höre ich wieder ganze Alben statt nur jeweils den Haupthit der Interpreten.

Göttlich!

Und die Kollateral-Gewinne sind ebenfalls prächtig. Gestern sass ich im Tram inmitten einer Horde Smartphone-Idioten (ich bin mir bewusst, dass 97% meiner Leserschaft hier auch mit hinzugezählt werden muss, aber da sehen wir jetzt mal locker drüber weg). Auf alle Fälle waren alle um mich herum am Diamanten sortieren, Facebook-News durchwischen, „Schatz ich bin jetzt im Tram“ rumschreien.

Normalerweise eine Situation, welche mir gehörig auf den Sack geht. Not anymore! Genüsslich lauschte ich den teilweise stark eiernden Klängen, welche wie aus über 30 Jahren Entfernung an meine Ohren gelangten und befand mich plötzlich wieder in einer Zeit, wo die öffentlichen Verkehrsmittel noch keine Telefonkabinen waren.

Und das Schönste: Irgendwann machte es „Tägg!“ und während die Smartphonies noch erschrocken von ihren Bildschirmen blickten, öffnete ich das Walkman-Fach und wendete mit innigster Befriedigung meine Kassette. Das war Wellness für meine Seele, sage ich euch, Wellness pur!

Da ich selbstverständlich alle meine Kassetten von früher schon lange entsorgt habe (*heul*), fühle ich mich auch in diesem Punkt wieder TOTAL in meine Jugendzeit versetzt. Besass man damals nämlich bloss 3 Kassetten, so konnte man logischerweise auch nur 3 verschiedene Alben hören. Fertig. In meinem Fall handelte es sich so gegen 1984 um Michael Jackson – Thriller, Cyndi Lauper – She’s so unusual und Culture Club – Colour by Numbers.

Und zurzeit ist meine musikalische Welt sogar noch kleiner. Statt 16’000 Lieder stehen mir seit einer Woche plötzlich nur noch folgende Optionen offen:

Meine Welt

Dies wird sich selbstredend (vor allem dank Ebay, Ricardo und Co.) in den nächsten Tagen massiv ändern. Der Wollishofer Pöstler kann sich schon mal warm anziehen!

Zurzeit unterwegs zu mir sind folgende Goldstücke: Leonard Cohen, Madonna, Cyndi Lauper, Elvis Presley, Jennifer Rush, ABBA, Billy Swan, Shirley Bassey, Neil Diamond, George Baker Selection, Reinhard Mey, Baccara, Kajagoogoo, Michael Jackson, Culture Club, Dolly Parton, Beatles, David Hasselhoff, Sandra, Tanita Tikaram, Crowded House, Eurythmics, Nino de Angelo, INXS sowie die Soundtracks zu Dirty Dancing, Flashdance, Bilitis, Grease und Priscilla – Queen of the Desert.

Die letzte Kassette macht sich übrigens jetzt gerade aus Australien auf den Weg nach Zürich! Wer den Film kennt, wird meine Begeisterung nachvollziehen können.

Sollte jemand von euch noch Kassetten (nur Originale und nur mit Hüllen) zuhause rumliegen haben, wäre der Moment äusserst günstig, mich noch ein kleines bisschen (noch) glücklicher zu machen. Einfach per Kommentar den Kontakt aufnehmen und zack! sabbert schon eine Mailanfrage meinerseits in eure Inbox. Herzlichen Dank!

Ich bin also endlich mit der Zeit gegangen! Bloss nicht vorwärts. Oder wie meine Tochter schnippisch bemerkte: „Und wärum genau gasch du zrugg i d’Vergangeheit, Papi?“

*Update: 16. Dezember 2016*

Eine Woche nach Beginn des Kassettenzeitalters hat sich mein musikalischer Horizont doch bereits deutlich erweitert (sowie mein Kontostand im gleichen Ausmass verringert).

Meine Welt

Einfach drauf klicken für grösser. Wer findet den übermotivierten Fehler in meiner Sammlung?

Voll Retro: Früher war nicht alles besser – aber lasst uns trotzdem von früher sprechen.

Hier geht’s zu allen nostalgischen Retro-Träumereien!

 

1 Kommentar zu „Zurück in die Vergangenheit“

  1. AdPoint GmbH sagt:

    Hallo Staromat,
    cool, dass du mit einem Walkman ein Stück Vergangenheit in die Gegenwart gebracht hast. Ist deine Kassettensammlung denn mittlerweile noch weiter gewachsen?
    Viele Grüße, Felix

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