Montag, 5. Januar 2009, von staromat

Der 38fache Hierro

Obwohl wir vor kurzem einen einwandfrei funktionierenden Spamschutz eingebaut haben (50 bis 80 Viagrawerbungen pro Tag lassen dich mit der Zeit impotent werden), wurde unsere Kommentarbox weiter massiv gefüllt. Jedoch nicht mehr durch eine Spam-Maschine, sondern von einem übergeschnappten Spanier. Ein schockierender Bericht über das Huhn, sein Ei und ein Pack Weihnachtsguetzli.

Auf Logorö.ch sind derzeit 118 Beiträge abrufbar. 38 davon, oder anders formuliert: jeder dritte Text wurde mittlerweile von einem gewissen Hierro mit einer Bemerkung versehen. Dabei handelt es sich nicht etwa bloss um kurze Standardfloskeln wie „Hierro war hier“ oder „FC Barcelona sucks“, nein, aus den Kommentaren geht ganz klar hervor: dieser Typ hat effektiv alle unsere Artikel sogar gelesen!

Was treibt einen Menschen zu solch unkonventionellen Handlungen? Wir klären auf.

Bei Hierro handelt es sich um einen nicht einmal minder begabten Hobbyfussballer, welcher vor exakt 20 Jahren dieselbe Berufslehre begonnen hat wie Blogbetreiber Staromat. Die in den vier gemeinsamen Leidensjahren entstandene Freundschaft wurde später ungezwungen weiter gepflegt – hauptsächlich durch das gemeinsame Fussballtraining bei den Plauschkickers.

Kurzer Einschub zwecks besserer Beschreibung des Hierroschen Persönlichkeitsbildes: Bei den Plauschkickers handelt es sich um das Plauschfussballteam der Epilepsieklinik Zürich. Hierro und ich sind dort seit einem Tagblatt-Inserat vor über 10 Jahren ebenfalls mit von der Partie. Bei gewissen Behinderten-Turnieren dürfen wir beide dank einer Ausnahmeregelung als Nichtbehinderte ebenfalls mittun. Bei einem solchen Turnier spielte sich dann folgende Szene ab: Spielstand 1:2 gegen uns, restliche Spielzeit auf der Anzeigetafel ca. 15 Sekunden, verzweifelter Schuss von Hierro aufs Tor, abgewehrt, Eckball für uns. Hierro will den Corner sofort ausführen, der Ball wird von einem behinderten Zuschauer jedoch festgehalten. Hierro blickt nervös zu den schwindenden Sekunden auf der Anzeigetafel und versucht, dem Zuschauer den Ball zu entreissen, was diesen jedoch bloss dazu veranlasst, ihn noch fester an sich zu klammern. Hierro dreht durch und schreit wie wild auf den Behinderten ein. Die ganze Halle – Spieler, Zuschauer, Turnierleitung – alles blickt gebannt auf die Szenerie. Ich schäme mich für Hierro in Grund und Boden, bis ich bemerke, dass ausser mir überhaupt niemand aufgrund des Geschehens entsetzt ist. Alle haben Verständnis für Hierros Ausraster, weil Behinderte halt hin und wieder durchdrehen dürfen…

Soviel zu Hierro, jetzt zu seinen Kommentaren.

Als fleissiger Arbeiter hat Hierro bis vor kurzem noch jedes Mal, wenn ich ihn auf meinen Blog aufmerksam machen wollte, mit der Floskel „keine Zeit“ abgewunken. Gleichzeitig versuchte er wiederum andauernd, mich zu einer Besichtigung seiner mittlerweile nicht mehr wirklich „neuen“ Wohnung einzuladen, wofür ich trotzig natürlich ebenfalls keine Zeit finden konnte.

Es handelte sich um eine klassische Patt-Situation. Ich versprach ihm einen Besuch, wenn er endlich den Blog anklicken würde, er stellte mir eine regelmässige Blogvisite in Aussicht, wenn ich endlich bei ihm vorbeikommen würde. Ob das Huhn oder das Ei zuerst in die Pfanne gehauen werden sollte, konnte nie geklärt werden.

Kurz vor Weihnachten dann ein überraschender Vermittlungsversuch: Hierro überreichte mir ein Pack Weihnachtsguetzli mit der Bemerkung, für den Blog habe er zwar immer noch keine Zeit, aber nun läge der Puck bei mir. Und obwohl ich kein Eishockey spiele, verstand ich die Message. Bereits am darauffolgenden Wochenende versuchte ich spontan bei Hierro aufzutauchen, was jedoch an dessen ebenfalls spontaner Nichtanwesenheit scheiterte.

Und nun ist Hierro also durchgedreht und hat seine gesamten Weihnachtsferien mit Logorö-Lesen und -Kommentieren verbracht. Zusätzlich entschuldigte er sich in einem Mail dafür, dass er es leider nicht geschafft habe, sämtliche Texte „bearbeiten“ zu können.

Immerhin wünschte er sich fürs 2009 weniger Beiträge auf unserer Seite, damit ihm in den nächsten Weihnachtstagen etwas mehr Zeit für sich und seine Familie bliebe.

Mal sehen, ob wir Hierro diesen Wunsch erfüllen können. Auf alle Fälle werde ich ihm und seiner Wohnung 2009 garantiert einen Besuch abstatten, nicht ohne unserem Kommentar-Spamer danach zu jedem einzelnen Raum eine ausführliche Feng-Shui-Abhandlung zukommen zu lassen.

Schnäppchenjäger aufgepasst! In der Logorö-Wühltruhe werden alle Texte verstaut, welche irgendwie so nirgends anders hinein passen. Da könnte die eine oder andere Trouvaille versteckt sein!

Hier geht’s zur logoröischen Schatzkiste!

 

1 Kommentar zu „Der 38fache Hierro“

  1. Hierro sagt:

    Über gewisse Ereignisse könnten Hierro und Staromat ein Buch verfassen. Einen Vorsatz fürs 2009 hat Hierro jetzt verwirklicht: ALLE Logorö-Beiträge habe ich über die Festtage gelesen. Habe etwa über 10 Stunden dafür investiert (mit Filmen gucken usw.). Geschafft! Einen Riesenkompliment an alle Autoren. Die meisten (99,9 %) sind wirklich spannend und sehr treffend.

    Leider wartet Hierro noch immer auf Staromats Besuch in Höngg und seinen ausführlichen Feng-Shui-Abhandlungen. Anscheinend waren die Guetzlis doch nicht so fein oder die Kommentare übergeschnappt…

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