Donnerstag, 26. September 2013, von deif

Die Klammer am falschen Ort

Als treuer und aufmerksamer Logorö-Lesender hast du dich wahrscheinlich schon seit längerem gefragt, weshalb die ältesten Beiträge im Archiv nicht mehr abrufbar waren – und das ausgerechnet im World Wide Web, das nichts vergisst. Wo auf der Webseite ein Link in die Frühzeit der Logorö-Ära führen sollte, da war nämlich das grosse Nichts.

Nun ja, man soll sich ja irgendwann von Altem trennen können, sonst läuft man Gefahr als Messie zu enden – und damit meine ich jetzt nicht diesen Fussballer da, das ginge ja noch. Loslassen und im Hier und Jetzt leben, das liegt doch voll im Trend?

Andererseits könnten wir dann all unsere Fotoalben entsorgen, Geschichte aus den Lehrplänen unserer Bildungsstätten kippen und all die schönen Museen plattmachen. Überkommt dich dabei ein mulmiges Gefühl? Mich auch. – Also her mit den alten Posts!

In der Tat war es nur ein klitzekleiner Fehler im Code der Website – eine Klammer, die am falschen Ort stand. Kleine Ursache, grosse Wirkung!

Irgendwie tut mir die arme Klammer leid. Kannst du dir vorstellen, wie es ist, sich so lange am falschen Platz zu fühlen? Du stehst da, auf dieser Zeile, und schaut die vielen anderen seltsamen Zeichen um dich herum an. Du verstehst von allem nicht mal Bahnhof. Du weisst zwar, dass du irgendwie Teil des Ganzen bist, nur fühlt sich das halt nicht so an.

Kleine Klammer, du hast dich nicht etwa rot angemalt, damit du aus der Masse herausstichst und von weit her wahrgenommen wirst. Nein, du hast dich geduckt, dich für ein unauffälliges Dasein inmitten des grossen Gewühls entschieden und brav deine Antidepressiva geschluckt. Ojeh…!

Doch erstaunt mich, dass du trotz deiner Zurückgezogenheit etwas bewirkt hast und somit indirekt aufgefallen bist. Ungefähr so wie der Schmetterling in Australien, der mit einem Flügelschlag das hiesige Wetter verändert. Du als unscheinbare Klammer hast bewirkt, dass sich mehrere Leser/-innen aufgrund des fehlenden Zeitreise-Links den ‚Lord of Logorö‘ Staromat kontaktierten und ihn auf das grosse Nichts aufmerksam machten. Und „das will öppis heisse“! – Originalzitat Staromat.

Und man stelle sich nur vor, welche Chancen das fürs Zwischenmenschliche bedeutet: Wildfremde Leute treten in Beziehung zueinander und lernen sich kennen. Sie verlassen das Dunkel der Anonymität, treten ins Licht und erheben ihre Stimme. Das klingt nach Aufbruch, ist beinahe schon revolutionär!

Jetzt traure ich ihr nach, der Klammer, die bis vor kurzem noch am falschen Platz stand, so wie ein lauschiges Häuschen, das der neuen Autobahn weichen musste.

DEIF – Ein Name, der für exzellente Homepage-Kreationen (u.a. das Layout dieser Logorö) sowie feinfühlige, treffsichere Mitten-ins-Herz-Texte steht.

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1 Kommentar zu „Die Klammer am falschen Ort“

  1. Staromat sagt:

    Geschätzter Logorö-Web-Gott Deif
    Erstmal herzlichen Dank für die Entfernung der falsch platzierten Klammer UND den ersten Artikel auf Logorö seit über 4 Monaten! Ich hoffe, dies wird der Startschuss sein für eine neue Logorö-Welle aus dem Hause Staromat. Ansonsten hättest du die arme Klammer nämlich genauso gut auch falsch da stehen lassen können.
    Ich selbst fühle natürlich ebenfalls mit dieser armen Klammer mit. Da stehst du jahrelang vollkommen unnütz am völlig falschen Ort und kaum wirst du endlich entdeckt, wirst du gleich weg gelöscht! Wir sollten für dieses mitleiderweckende Satzzeichen eigentlich einen Schrein einrichten…
    Mit oder ohne Klammer: Auf zu neuen logoröischen Taten in Hülle und Fülle…
    Lieber Gruss und (DANKE)
    Staromat

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