Falling down
Es gibt Menschen, die rebellieren gegen das Kapital, andere kämpfen gegen die Unterdrückung Tibets. Ich habe mich heute erfolgreich gegen die Frau hinter dem Büffet des Cooprestaurants Bellevue durchgesetzt.
Da ich meine Kochkünste meiner Tochter nur möglichst selten antun möchte, wird an ihrem „Vatertag“, dem Freitag, öfters auswärts gegessen. Heute standen wir im Cooprestaurant vor der Menüausgabe und mit einem leisen inneren Jauchzen (Vater) sowie einem lauten „Ta!“ (Tochter), entdeckten wir eine Pfanne voller Spätzlis, das Leibgericht von Little Miss Staromat.
Gleich nach dem Bestellen der Portion Spätzli zog sich ein etwas unglücklicher Ausdruck über das Gesicht der an sich sympathischen Inderin hinter dem Tresen.
„Spätzli nur mit Menü“, wurde ich informiert, und sie zeigte freundlich auf einen ziemlich unappetitlich aussehenden Fleischberg vor ihr.
„Ich hätte eben doch lieber nur die Spätzlis“, startete ich einen zweiten Versuch, worauf die Antwort „dann müssen Sie Gemüsebüffet“ kam.
Ein kurzer Kontrollblick über die Schulter bestätigte mir, dass sich dort so ziemlich alles in den Töpfen befand, ausser Spätzlis.
„Nein danke. Ich hätte einfach gerne Spätzlis, mit ohne Fleisch.“
Die bedauernswerte Coop-Frau gab mir zu verstehen, dass die Spätzlis und das Fleisch aufeinander abgezählt seien. Sie würde ja gerne, aber sie könne mir wirklich keine Portion Spätzli schöpfen.
Üblicherweise wäre das jetzt der Moment gewesen, wo der brave Bürger Staromat resigniert abzieht, am Gemüsebüffet beim Schöpfen von Rüebli und Bohnen noch leise „Spätzli wären besser gewesen“ vor sich hingrummelt und somit Niederlage Nr. 7435 gegen den Staat, die SBB, die Post (Liste beliebig erweiterbar) einsteckt.
Nicht so aber heute!
Ich insistierte höflich, aber doch sehr bestimmt, sie solle jetzt nicht so tun, das bisschen Spätzli werde ihr am Schluss dann schon nicht fehlen, sie solle jetzt einmal in ihrem Leben über ihren Schatten springen und so weiter und so fort.
Kurz bevor ich nach dem Geschäftsführer schrie, hatte ich einen Teller voller Spätzlis in den Händen und wandelte glücklich in Richtung Getränkeausgabe. Just in dem Moment strömte eine Horde Kantischülerinnen an uns vorbei. Ich hörte noch „Ey! Schau mal, man kann Spätzlis als Portionen haben!“ und „Wo?“ – „Dort! Dort drüben bei der Menüausgabe!“
Dann machte ich mich schleunigst auf zur Kasse, um nicht von Spätzlis gesteinigt zu werden.
Based on a true Story – Staromat erzählt als offenes Buch Geschehnisse, die sein Leben bewegten.
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