Freitag, 19. September 2008, von staromat

Falling down

Es gibt Menschen, die rebellieren gegen das Kapital, andere kämpfen gegen die Unterdrückung Tibets. Ich habe mich heute erfolgreich gegen die Frau hinter dem Büffet des Cooprestaurants Bellevue durchgesetzt.

Da ich meine Kochkünste meiner Tochter nur möglichst selten antun möchte, wird an ihrem „Vatertag“, dem Freitag, öfters auswärts gegessen. Heute standen wir im Cooprestaurant vor der Menüausgabe und mit einem leisen inneren Jauchzen (Vater) sowie einem lauten „Ta!“ (Tochter), entdeckten wir eine Pfanne voller Spätzlis, das Leibgericht von Little Miss Staromat.

Gleich nach dem Bestellen der Portion Spätzli zog sich ein etwas unglücklicher Ausdruck über das Gesicht der an sich sympathischen Inderin hinter dem Tresen.

„Spätzli nur mit Menü“, wurde ich informiert, und sie zeigte freundlich auf einen ziemlich unappetitlich aussehenden Fleischberg vor ihr.

„Ich hätte eben doch lieber nur die Spätzlis“, startete ich einen zweiten Versuch, worauf die Antwort „dann müssen Sie Gemüsebüffet“ kam.

Ein kurzer Kontrollblick über die Schulter bestätigte mir, dass sich dort so ziemlich alles in den Töpfen befand, ausser Spätzlis.

„Nein danke. Ich hätte einfach gerne Spätzlis, mit ohne Fleisch.“

Die bedauernswerte Coop-Frau gab mir zu verstehen, dass die Spätzlis und das Fleisch aufeinander abgezählt seien. Sie würde ja gerne, aber sie könne mir wirklich keine Portion Spätzli schöpfen.

Üblicherweise wäre das jetzt der Moment gewesen, wo der brave Bürger Staromat resigniert abzieht, am Gemüsebüffet beim Schöpfen von Rüebli und Bohnen noch leise „Spätzli wären besser gewesen“ vor sich hingrummelt und somit Niederlage Nr. 7435 gegen den Staat, die SBB, die Post (Liste beliebig erweiterbar) einsteckt.

Nicht so aber heute!

Ich insistierte höflich, aber doch sehr bestimmt, sie solle jetzt nicht so tun, das bisschen Spätzli werde ihr am Schluss dann schon nicht fehlen, sie solle jetzt einmal in ihrem Leben über ihren Schatten springen und so weiter und so fort.

Kurz bevor ich nach dem Geschäftsführer schrie, hatte ich einen Teller voller Spätzlis in den Händen und wandelte glücklich in Richtung Getränkeausgabe. Just in dem Moment strömte eine Horde Kantischülerinnen an uns vorbei. Ich hörte noch „Ey! Schau mal, man kann Spätzlis als Portionen haben!“ und „Wo?“ – „Dort! Dort drüben bei der Menüausgabe!“

Dann machte ich mich schleunigst auf zur Kasse, um nicht von Spätzlis gesteinigt zu werden.

Based on a true Story – Staromat erzählt als offenes Buch Geschehnisse, die sein Leben bewegten. 

Hier geht’s zu allen Erlebnissen!

 

3 Kommentare zu „Falling down“

  1. Coc sagt:

    Ja, da, die Story kenn ich allzu gut! Ist mir sogar in der sonst wirklich kinderfreundlichen IKEA auch schon passiert (damals warens Müscheli anstelle der Spätzli, welche es NUR zusammen mit diesen grausigen Fleischbällchen gibt). Die Essensausgeberin blieb trotz bitteren Tränen meines Sohnes echt hartnäckig. Das nächste Mal nehme ich mir DICH zum Vorbild und bleibe dann beharrlich. PS: Deine Geschichte müsste doch noch weiter gehen. Nämlich hat der Kassier bestimmt nicht gewusst, was für einen Preis er für Euer Menü Spezial eintippen soll??!!

  2. Staromat sagt:

    Hellau Coc en blog! Die Dame an der Kasse hat mich zum Glück sehr schnell abgefertigt, ansonsten wäre ich wohl nicht mehr rechtzeitig davongekommen… Tja, manchmal im Leben muss man sich einfach durchsetzen! Ich komm‘ sonst das nächste Mal mit dir mit in die IKEA. ;-) Müscheli könnten bei meiner Kleinen auch noch gut ankommen…

  3. Stef sagt:

    “Nein danke. Ich hätte einfach gerne Spätzlis, mit ohne Fleisch.” – finde ich besonders gelungen.

    Ich ertappe mich selber oft bei Döners mit dem Satz: „1 Mal Döner, mit wenig scharf.“

    Irgendwann eint die EU uns alle…

Kommentieren