Punkt vor Strich mein Gott!
Neulich in einem Regionalbus irgendwo in der Dietikoner Pampas: Schon beim Einsteigen fielen mir zwei ca. 17jährige junge Frauen (alte Mädchen?) auf, welche sich in einem 4er-Abteil äusserst bequem installiert hatten. Ihre Konversation führten sie in einer Lautstärke, dass wir restlichen Passagiere zum Podiumsgespräch-Publikum degradiert wurden.
Chica 1: „Ey isch im Fall u huere krass! Dä Karim hät letschti voll vo mir welle, dass ich…“, gefolgt von einer kurzen Tuschel-Nachricht und nicht endend wollendem, hysterischem Gekicher.
Chica 2: „Nei, verrecksch! Isch ja voll dä Tubbel, so eine! Spinnt’s dem total oder was?“ Kurze Pause. Dann: „Und? Häsch es gmacht?“
Erneutes Gegacker, vermischt mit den Geräuschen einer spielerischen Rangelei zwischen den beiden.
Chica 2: „Aber händer wenigschtens öppis Richtigs z’suffe gha?“
Chica 1: „Ja, er hät so Zügs mitbracht. Isch u huere grusig gsi. Aber voll geil igfahre!“
Daraufhin folgte eine minutenlange Abhandlung, welche Spirituosen in welcher Dosis welche Auswirkungen erzielen würden. Dann die Schlüsselszene, welche mich fortan nicht mehr loslassen sollte:
Chica 1 (oder 2 – ich hatte den Überblick verloren): „Ey, letschti han ich i dä Schuel voll krass ä Schiibe gha! Dä Lehrer frögt irgendwie 2 plus 3 mal 5 und ich säge eifach so 49. Ich mein, tschäggsch es? 2 plus 3 git ja 5 und dänn mal 5 git 25. Kei Ahnig wärum ich 49 gseit han. Isch u huere schräg gsi!“
Alles in mir drin dachte nur noch eines:
Siebzehn.
2 plus 3 mal 5 gibt 17.
Nicht 25. Nicht 49.
17.
Punkt vor Strich mein Gott! Haben die das denn nie durchgenommen?
Vergeblich hoffte ich darauf, jemand anders im Bus würde die beiden Teenies korrigieren, quasi auf den rechten Weg zurück führen. Und während das Gespräch der beiden schon längst andere Themen gefunden hatte, blieb die 17 hartnäckig in meinem Gehirn eingebrannt.
Punkt vor Strich. Das musste man den beiden doch erklären! Sie waren jung, hatten das Leben noch vor sich, aber wenn jetzt in diesem Augenblick niemand das pädagogische Szepter an sich reissen würde, ergäbe in ihren beiden ganzen Leben 2 plus 3 mal 5 immer 25 (oder 49). Nie aber 17.
Meine Zivilcourage sowie meine sozial-didaktische Ader waren gleichermassen unter massiven Druck gesetzt.
Ich stellte mir vor, wie ich beim Aussteigen an ihnen vorbei gehen und ein kurzes „Siebzehn“ in ihre Richtung hauchen würde. Die eine würde daraufhin wohl aggressiv und viel zu laut „Was 17?“ kreischen, die andere käme ihr mit einem „Mir sind im Fall 18ni, Mann!“ zu Hilfe.
Ich aber würde ihre Einwände ignorieren, mich auf dem letzten Tritt der Bustür kurz umdrehen und süffisant wiederholen: „Siebzehn. 2 plus 3 mal 5 gibt 17. Nicht 25.“ Dann würde ich aussteigen und die Welt (zumindest meine) wäre wieder im Lot gewesen.
Leider aber verliess ich den Bus sogar extra noch durch die vordere Türe, um den beiden Chicas (und meiner Besserwisser-Versuchung) aus dem Weg zu gehen. Ein weiteres Mal in meinem Leben war ich zu feige gewesen und musste somit diesen Text hier verfassen, um endlich diese doofe 17 wieder aus meinem Kopf zu kriegen.
Funny Moments – Amüsante, schräge, verwirrende, überraschende Augenblicke aus dem täglichen Leben, welche dieses so lebenswert machen.
Hier geht’s hinein ins komplette Funny-Moments-Vergnügen!