„Klappe, die letzte!“
Meine Lieblingsszene im Film Chicken Run aus dem Jahr 2000 ist die folgende: Ein Bauer benötigt ein Huhn zum Schlachten. Zur Auswahl lässt er alle Hühner in einer Reihe aufstellen und schreitet vor ihnen auf und ab, bis er plötzlich mit der Axt in der Hand vor einem stehen bleibt. Das ausgewählte Huhn schluckt einmal leer und stottert: „my whole life is flushing in front of my eyes!“ Dann kuckt es perplex zur Seite und fügt hinzu: „And it’s very boring!“ – Was aber, wenn der sogenannte Abspann gar nicht die Vergangenheit zeigt?
Über diesen Film des eigenen Lebens, welcher kurz vor dem Ende vor den eigenen Augen ablaufen soll, wird immer wieder geschrieben und gesprochen. Dabei macht das ganze an sich gar keinen grossen Sinn. Wie das Huhn schon treffend bemerkt, hat man ja ohnehin alles schon einmal erlebt. Würde mann sich da nicht lieber noch ein letztes Musikvideo von Rihanna oder einen Werbespot von Victorias Secret (was an sich das selbe ist) zu Gemüte führen?
Oder etwas weniger sexistisch: Wäre ein Ausblick in die Zukunft nicht von grösserem Gehalt als eine Rückblende? Der sterbenden Mutter würden die nächsten 40 Jahre der eigenen Kinder abgespielt, dem Hollywood-Freak die nächsten 30 Sommer-Blockbuster (im Zeitraffer natürlich, sonst stirbt der ja gar nie). Vor den Augen des Macintosh-Jüngers würde eine Powerpoint-Präsentation über die nächsten 50 Neuheiten aus dem Hause Apple ablaufen, der Fussballfanatiker erhielte einen Blick auf eine Statistik der EM- und WM-Gewinner bis in alle Ewigkeit. Bloss der No-Future-Punk würde einen filmlosen Abgang machen…
Fast schon pflichtgemäss ans Herz legen muss man an dieser Stelle die amerikanische Beerdigungsinstitut-Serie Six feet under. Da wird der treue Anhänger nämlich nach 5 Staffeln (oder umgerechnet nach ca. 75 Todesfällen) mit einer sensationell umgesetzten Variante dieses „letzten Films“ belohnt…
Das Schlusswort für heute stammt von einem Fussballer der Epilepsieklinik Zürich, mit welchen ich beim FC Plauschkickers spiele. Meinte er doch gestern bei der Verabschiedung: „Tschüss und bis i einere Wuche. Wenn ich bis dänn nöd gstorbe bin, chum ich wieder.“ Ich ermahnte ihn pädagogisch wertvoll und leicht abergläubisch, dass er das jetzt so aber nicht sagen dürfe, worauf er erwiderte: „Also guet, ich chume au wenn ich gstorbe bin.“
Phil & Sophie: Gedanken über Gott, die Welt und alles was sich dazwischen und darum herum befindet.
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