Mittwoch, 13. Juni 2007, von staromat

„Sie haben das Recht, zu kaufen“

Wer einmal in seinem Leben einen Ipod gekauft hat, der kennt die folgende Situation. Man hat sich im Apple-Shop soeben für das Objekt seiner Begierde entschieden, hält es glücklich in den Händen und bemerkt plötzlich, dass man mit einem Schlag unglaublich viele zusätzliche Dinge benötigt. Es gibt wohl zu nichts anderem dermassen viele Accessoires, wie zu einem Ipod. Ausser vielleicht zu einem Baby…

Hätte man mich vor einem Jahr gebeten, aufzuzählen, welche Dinge man als werdender Vater anschaffen muss, so hätte ich mit Sicherheit „Kinderwagen“ und etwas später „Kinderbettchen“ gesagt, sowie – wenn ich intellektuell gerade gut unterwegs gewesen wäre – eventuell auch noch „Wickeltisch“. Dazu ein paar Spielsachen. That’s it.

Weit gefehlt! Wer 2007 ein Kind auf die Welt stellt, der muss die Konsequenzen voll tragen.

Nehmen wir nur als Beispiel einmal das kindliche Gefährt. Da ist ein Kinderwagen nicht einfach nur ein Kinderwagen, sondern auch ein Baby Jogger, ein Liegebuggy oder ein 3-Rad-Sportwagen. (Eine Firma macht übrigens sogar tatsächlich Werbung mit dem Slogen „Der Offroader unter den Kinderwagen“!)

Was man (Kind) zum Baby Jogger hinzubenötigt:

– abnehmbares Regenverdeck

– ansteckbarer Sonnenschirm (es kann ja nicht immer nur regnen)

– abklettbare Windschutzdecke (wenn wir schon beim Wetter sind)

– Plastik-Radüberzüge für schmutziges Gelände (Wetter again)

– Universal-Insektenschutz

– Trage-Kuscheltasche

– Winter-Fusssack mit Teddyfutter

– anklippbare Holz-Rasselkette (mit lustigen Gesichtern)

– hygienische Saugerbox (eine Art Tupperware zur Nuggi-Aufbewahrung)

– Getränkedosen-Halter (für Schoppen oder Bierdosen – geht beides rein!)

– etc. etc. etc.

Nicht vergessen: Mit obiger Einkaufsliste hat man noch nicht einmal den Kinderwagen komplett!

Das Kind möchte auch noch:

– baden: Babywanne, Thermometer, Wasserhahn-Schutz-Clown („fürsorgliche Eltern stecken diesen aufblasbaren Spassmacher vor dem Baden auf den Wasserhahn und verhindern so, dass der Nachwuchs schmerzhaft dagegen stösst“), Quietsche-Entchen

– schlafen: Kinderbett, Stubenwagen, Hängekorb (unglaublich, wo die kleinen Dinger überall schlafen möchten. Ich habe ein Bett und fertig.)

– sich ernähren: Stillkissen, Milchpumpe, Sabberlätzchen, Flaschenwärmer, Sterilisator

– spielen: Schaukelbär, Rasselsöckchen („sie belohnen Babys festes Strampeln mit lustigen Rasseltönen“), Plastik-Musik-Handy („Lustiges Spielzeug ab 18 Monaten“!)

– und scheissen (womit wir wieder beim Wickeltisch sind)

Auch diese Liste ist alles andere als abschliessend. Das Baby ist zum Beispiel nach dem Kauf all der obigen Dinge immer noch nackt.

Natürlich ist den werdenden Eltern ihr Goldschätzchen jeder investierte Franken wert (eine Tatsache, die den Babygeschäften nur zu gut bewusst ist).

Wer jedoch nach all dem ganzen Einkaufsmarathon noch Geld übrig haben sollte, tut gut daran, sich KEINEN Ipod anzuschaffen…

Kinder, Kinder, Kinder!  Patzigste Geschöpfe, die locker und unbeschwert höchste Glücksgefühle und tiefste Wahnsinnszustände auslösen – meist sogar im gleichen Atemzug!

Hier geht’s zu allen Kinderfront-Texten!

1 Kommentar zu „„Sie haben das Recht, zu kaufen““

  1. Hierro sagt:

    Hierro besitzt ein Kind, das zweite ist unterwegs und einen ipod. Jedoch war es zum Glück ein Geburtstagsgeschenk. Wir haben uns vor 2 Jahren für keinen Offroader entschieden, sondern für einen kleinen handlichen und tramtauglichen Stadtwagen…

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