Dienstag, 13. Februar 2007, von coc

Das eingespeichelte Preisschild

Da bin ich also pflichtbewusst wieder Mal in der Migros unterwegs, mit Einkaufswagen und im ausgeklappten Sitz obendrauf mein 9monatiger Sohn. Kinder in diesem Alter haben einen ziemlich ausgeprägten oralen Entdeckungsdrang, d.h. sie nehmen alles Ergreifbare in den Mund um dessen Form, Geschmack und Beschaffenheit zu erkunden. (Die armen Kinder. In ein paar Jahren würden sie die Gegenstände auch ohne grausige unappetitliche Bakterienaufnahme auf einfache Art kennenlernen!)

Nun fahre ich also mit so einem Exemplar (dem Kind, meine ich) durch die Migros und urplötzlich beginnt es zu quängeln. Mitten in der Migros, eine stets unangenehme Situation eines jeden Mamis oder Papis! Aber mit viel Improvisationstalent bestückt, meistere ich die Situation erfolgreich indem ich dem Sohn kurzerhand das T-Shirt gebe, welches ich zu kaufen gedenke (es liegt zu diesem GAU-Zeitpunkt noch keine weitere Ware im Wagen). Der Sohn ist jetzt zufrieden. Es geht nicht lange, und er entdeckt das Preisschild. Weisser Halbkarton mit ein bisschen Druckerschwärze, das kann ja nicht schaden! Es wird geleckt und gespeichelt, gesabbert und geschleimt was das Zeug hält. Aber er ist zufrieden! Ich mache in aller Ruhe noch meine Einkäufe und schiebe den Wagen bis zur Kasse. Hätte nie gedacht, ein Kind solange mit einem Preisschild beschäftigen zu können. (Die Ansprüche punkto Unterhaltungsgegenstände werden sich bereits in ein paar Monaten schon noch ändern, denke ich).

Während ich so den Gedanken nachhänge, bemerke ich im letzten Moment, wie die Kassierin das T-Shirt nimmt um es durch den Scanner zu ziehen.

Ihr fröhliches Summen verstummt, der Oberkörper richtet sich wagrecht auf, sie schaut angewidert auf das tropfnasse, schon leicht durchsichtige Preisschild, streift die Hand schaudernd am Hosenbein ab… Sie versteht die Welt nicht mehr. Was zum Teufel?! Dann richtet sich ihr Blick auf mich, und ich lupfe leicht lächelnd die Schulter und zeige entschuldigend auf den 9monatigen Verursacher allen Übels…

COC – Nicht nur eine der Lieblings-Cousinen von Logorö-Betreiber Staromat, sondern auch zuständig für schonungslos unbeschönigte Schilderungen aus weiblichem Blickwinkel.

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