Donnerstag, 1. November 2007, von deif

Post von der Billag

Die Schweiz ist ein reiches Land. Nicht nur landschaftlich und kulturell, nein auch vom Wohlstand her. Hier ist man gut aufgehoben und niemand muss verhungern, denn der Staat bietet eine Grundversorgung.

Er sorgt für die Sicherheit, baut Transportwege und kümmert sich ums Wohl seiner Bürger. Natürlich gehört die Versorgung mit Information dazu. Öffentliche Anschlagbretter und Herolde passen nicht mehr so richtig in unsere schnelllebige Zeit, deshalb geschieht es vorwiegend über elektronische Medien wie Radio und Fernsehen.

Wie bei jeder Versorgung will auch hier der Aufwand bezahlt sein. Also flattert alle drei Monate bei Herr und Frau Schweizer Post von der Billag in den Briefkasten. Inhalt: die Rechnung für den Radio- und Fernsehempfang. Auch bei mir flattert es alle drei Monate und auch ich bezahle brav die CHF462.- pro Jahr. Ein für meine Verhältnisse schlechtes Kosten-/Nutzenverhältnis.

Gut, wahrscheinlich ist meine Situation auch speziell:

1.) Ich wohne in einer Stadt.
2.) Ich hab Zugang zu mehreren Gratiszeitungen. Eine davon wird mir sogar täglich direkt ins Haus geliefert.
3.) Ich hab einen Computer mit Zugang ins Internet, welchen ich beruflich und privat nutze.
4. ) Im Internet informier ich mich über Aktuelles und dies kostenlos (abgesehen von den Stromkosten und den Gebühren meines Providers).
5.) Ich erachte mich als ausreichend informierter Bürger, brauche keinen Fernseher und auch kein Radiogerät und habe deshalb weder noch.
6.) Mein Computer kann TV- und Radioprogramme empfangen.
7.) Mein TV-Konsum am Computer beläuft sich auf geschätzte 5 Stunden – pro Jahr.
8.) Mein Radio-Konsum pro Jahr ist höher. Ich höre gerne Musik und gewisse Internet-Radios bieten dies nonstop. Ein schweizerischer Sender rangiert nicht unter meinen Favoriten.
9.) Da mein Computer ein für Radio und TV empfangstaugliches Gerät ist, muss ich die Empfangsgebühren bezahlen.

Mein TV-Konsum ist somit ein teures Vergnügen – ich bezahl knapp Fr. 100.- pro Stunde. Doch wie erreiche ich ein besseres Kosten-/Nutzenverhältnis? Also ich sehe da folgende Möglichkeiten:

a) Rückzug: Ich plombiere meinen Computer, entferne den Webbrowser, den Real- und MediaPlayer und Zattoo sowieso und kappe alle Anschlüsse zu der Welt da draussen. Meeeein Computer, meeeein Computer, my preciousssssss!

b) Vollgas: Auf zum TV-Junkie! Ein Plasmafernseher muss her – oder lieber LCD? Natürlich schau ich nur noch SF DRS und hör Radio DRS, immerhin ganze 7 TV- und 16 Radiokanäle – wow, was für eine staatliche Grundversorgung! Damit ich auch ja keine Sendung verpasse, bestelle ich mein Essen nur noch online. Ach ja, und natürlich werde ich Grossaktionär bei Zweifel Chips und Heineken.

c) Anders machen: Ich verkaufe meinen Computer! Die Dinger sind ja eeh doof. Ich kann mir mein Radio auch selber machen (Singen, Schnippen, Pfannendeckel-Zusammenschlagen). Mein E-Mail-Konto lösch ich – wer was von mir will, soll anrufen. Ich selber informier mich an den öffentlichen schwarzen Brettern oder schau mir die Nachrichten im Schaufenster vom Eschenmoser an, dort laufen ja immer irgendwelche Geräte. Weil ich ohne Computer meinen Job los bin, geh ich stempeln oder ich bewerbe ich mich bei der Stadt. Vielleicht brauchen die ja einen Herold?

Hat sonst noch jemand eine Idee?

DEIF – Ein Name, der für exzellente Homepage-Kreationen (u.a. das Layout dieser Logorö) sowie feinfühlige, treffsichere Mitten-ins-Herz-Texte steht.

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1 Kommentar zu „Post von der Billag“

  1. Flu sagt:

    Eine Idee nicht, aber ein Problem:

    Im Alarmfall ist man ja angewiesen, die Fenster zu schliessen und den Radio einzuschalten. Was aber tut die Schweizer Bürger/der Schweizer Bürger, wenn Alarm ausgelöst wurde und man kein Radio hat?
    Übers Internet darf man ja auch nicht Radio hören, ohne diesen Mafioso Geld abzugeben. In dem Fall, werde ich (resp. meine Angehörigen) die Billag um Schadenersatz und die Bestattungskosten bitten! ;-) Billag sucks!

    Cheers!

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