Sonntag, 17. Dezember 2006, von staromat

Eishockey der Zwerge

Gestern Samstag hatte ich das Vergnügen, meinen Neffen Simon (5) nach Hochdorf bei Luzern an ein Eishockeyturnier zu begleiten. Den Kleinen zuzukucken, wie sie auf ihren Kufen übers Eis flitzen, war schlicht fantastisch!

Um es gleich vorweg zu nehmen: Das wirklich Spannende am Anlass war nicht der sportliche Hintergrund. Die einzelnen Spiele dauerten 15 oder 20 Minuten (nicht einmal das habe ich richtig mitbekommen), und Tore fielen auf beiden Seiten massenhaft. Auch die Beteiligten selbst waren diesbezüglich überfordert. Als ich mich einmal bei den Kids auf der Auswechselbank nach dem aktuellen Spielstand erkundigte, bekam ich so ziemlich alle Zahlen von 1 bis 15 zur Antwort. Ich wendete mich an die Erwachsenen. 3:5 informierte mich die Assistentin des Trainers und wurde gleich darauf von diesem korrigiert. 5:7 war seine Version.

Auch auf dem Eis selbst ging es nicht überall konsequent zur Sache. Während die etwas älteren Jungs (ca. 8 Jahre) bereits sehr konkrete Ansätze von guter Puckbehandlung und eindrücklichem Fahrvermögen zeigten, drehten die Kleineren teilweise in Tagträumen versunken ihre Kurven abseits des Spielgeschehens, wie folgendes Foto ziemlich eindeutig beweist (die Nr. 13 ist übrigens mein Neffe).

Wirklich wilde Szenen spielten sich eigentlich nur immer bei der Tür zur Auswechselbank ab. Jeweils nach einer Minute Eiszeit erklang ein Horn und beide Teams mussten ihre Spielerblöcke komplett auswechseln. Also, zwei mal fünf Jungs rein und ebensoviele wieder raus durch das enge Törchen. Da wurde (in beide Richtungen) gedrückt und geschoben, was das Zeug hielt. Sollten die Knirpse am Abend mit blauen Flecken nach Hause zurückgekehrt sein, hier dürfte deren Ursache zu finden sein.

Auch die Verpflegung während der Partie spielte sich ziemlich eindrucksvoll ab. Sassen die Jungs endlich einmal geordnet nebeneinander auf der Bank, ging die Betreuerin mit der Getränkeflasche von Spieler zu Spieler und hielt deren spitzes Ende durch die Gitterstäbe der Helme. Das Ganze erinnerte mich irgendwie an eine Vogelfütterung.

Und zu guter Letzt noch mein Lieblingsfoto des Nachmittags. Während gleichzeitig ein weiterer Angriff des Gegners stattfand, kurvte Simon (warum auch immer) hinter dem Tor durch. Als er mich mit gezückter Kamera an der Bande entdeckte, bremste er sofort ab, setzte sein patzigstes Lächeln auf und wartete, bis ich auf den Auslöser drückte. Danach fuhr er weiter…

Alles in allem ein wunderbarer Nachmittag, der wieder einmal gezeigt hat, dass Sport auch Freude bereiten kann. Und: Wenn man sich den Arsch abfriert, ist eine heisse Schokolade noch immer das Beste…

Kinder, Kinder, Kinder!  Patzigste Geschöpfe, die locker und unbeschwert höchste Glücksgefühle und tiefste Wahnsinnszustände auslösen – meist sogar im gleichen Atemzug!

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1 Kommentar zu „Eishockey der Zwerge“

  1. Ralf sagt:

    Ich kann deine Beschreibung sehr gut nachvollziehen. Letzten Winter war ich bei einer Kollegin, welche sogenannte Handball-Minis zwischen sechs und neun Jahren trainiert, Begleitperson, als das Team ausnahmsweise mal aufs Eisfeld ging, statt Handball zu spielen.

    Die Szenen, welche sich auf dem Eisfeld abspielten, waren einerseits so engagiert und voller Herzblut, andererseits so fernab jeglicher erwachsener Zielgerichtetheit und Zweckorientiertheit, dass es schlicht rührend war.

    Bezüglich des Resultats war es gleich wie beim von dir beobachteten Spiel. Aber auch hier zeigte sich umgehend, wie stark erwachsenes und kindliches Denken voneinanderabweichen.

    Während für uns Grossgewachsene der Umstand, dass sich beide Team für die Sieger hielten, nach Konfliktpotential der gröberen Sorte richt, meinte einer der Kleinen kurzerhand: „Hey, demfall hämmer villecht würklech beidi gwunne!“

    Dieser wahrhaft salomonische Blick auf das Geschehen überzeugte umgehend alle und man einigte sich auf besagtes Resultat: Sieg beider Teams. Es war einer der ganz guten Tage des letzten Jahres.

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