35 Jahre lang Haken für den Duschvorhang
Diese Woche habe ich ausser Arbeiten praktisch nichts anderes gemacht und dementsprechend auch kein einziges Foto geschossen. Es gibt jedoch ein altes Bild, welches ich vor vielen Jahren einmal ausgeschnitten habe, welches mir in solchen Situationen irgendwie einen Sinn im Leben zurückgibt.
Wem geht es nicht auch manchmal so? Die Wochentage schleppen sich so dahin und man erhält das Gefühl, dass, kaum hat man den Arbeitsort Richtung Feierabend verlassen, auch schon wieder der Wecker klingelt und den nächsten (Arbeits)Tag einläutet.
Nach einigen solchen Tagen beginnt man sich Gedanken zu machen. Kann es das gewesen sein? Wurde das ganze Wunder des Lebens wirklich (von wem auch immer) dazu entworfen, dass wir bloss malochen, bis die Kräfte ausgehen? Ist es denn wenigstens irgendwo sinnvoll, mit was wir die Blütezeit unseres Lebens verbringen?
In solchen Situationen greife ich jeweils auf ein Bild zurück, welches ich vor ca. 10 Jahren in einer Coop- oder Migros-Zeitung ausgeschnitten habe. Das Bild ist nicht wirklich umwerfend, aber die dazugehörige Legende baut mich auch heute noch jedes Mal wieder auf.
Lieber Herr Wanner, falls Sie auf irgendwelchen Wegen Zugang zu diesem Beitrag erhalten: Bitte verstehen Sie meinen Text hier nicht fälschlicherweise als Verballhornung Ihrer Person. Ich selbst bin jedes Mal wieder unendlich dankbar darüber, wenn die Essigkonserven richtig platziert sind. Es gibt nichts ätzenderes, als wenn man zum Raclette statt der gewünschten Gurken irgendwelche Rollmöpse eingekauft hat, bloss weil das Regal unübersichtlich gestaltet wurde.
Zudem gibt es wenige, mir fremde Menschen, die meinen Alltag dermassen regelmässig aufgehellt haben wie Sie, hingen Sie doch beispielsweise die ersten drei Jahre sogar an der Pinnwand hinter meinem ehemaligen Arbeitsplatz.
Update Dienstag, 20.2.2007
Die eben begonnene Woche sieht schon wieder ziemlich ähnlich aus, wie die oben beschriebene. In der Nacht auf heute erwachte ich um 2 Uhr morgens mit dem perfekten Soundtrack dazu im Kopf. Ohne dass ich den Song in der letzten Zeit mal gehört hätte, sang eine Stimme (ist das jetzt die sogenannte Kopfstimme?) immer wieder die erste Strophe des Tote-Hosen-Lieds „Hier kommt Alex“.
In einer Welt, in der man nur noch lebt,
damit man täglich roboten geht,
ist die größte Aufregung, die es noch gibt,
das allabendliche Fernsehbild.
Fast noch besser zum Thema passt der gesamte Text des Songs „35 Jahre“ der gleichen Band. Den habe ich jetzt nicht geträumt, aber man sollte sich auch nicht überfordern in den Nächten.
Er sitzt die meiste Zeit am Fenster
mit einem Kissen unter’m Arm.
Ist ein Fahrrad auf dem Gehweg,
ist ein Wagen falsch geparkt?
Er ist allzeit bereit und schlägt Alarm.
Vor einem Jahr ging er in Rente,
nun weiß er nicht, wie’s weiter geht.
Sein Wellensittich ist der letzte,
der hin und wieder mit ihm spricht,
wenn er allein vor seiner Fototapete sitzt.
35 Jahre lang
Haken für den Duschvorhang.
35 Jahre lang
Haken für den Duschvorhang.
Früher stand er mal am Fließband
in Halle 24 B.
Er war Kolonnenführer,
denn er hat sich hochgedient.
Die Stechuhr hat seinen Lebenslauf bestimmt.
Sein allererster Blaumann
hängt wie ’ne Uniform im Schrank.
Den Abschiedsbrief der Firma
hat er sich eingerahmt.
Er macht die selbe Frühstückspause wie in all den Jahrn.
35 Jahre lang
Haken für den Duschvorhang.
35 Jahre lang
Haken für den Duschvorhang.
Phil & Sophie: Gedanken über Gott, die Welt und alles was sich dazwischen und darum herum befindet.
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